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5 Jahre Unverpackt in Kiel – eine Retrospektive

Zum Jubiläum des ersten deutschen Ladens, der ohne Einweg­verpackungen auskommt, werfen wir heute einen Blick zurück sowie nach vorn – begeben wir uns auf eine kleine Reise durch die Zeit!

Die Entstehung der Idee

Am Anfang ist da zunächst einmal Müll – sehr viel Müll. Nach jedem Einkauf für ihre fünfköpfige Familie ärgert sich Marie Delaperrière über die Unmengen an Verpackungsmüll, die ein gewöhnlicher Einkauf mit sich bringt. Wie könnte dieser vermieden werden? Die ausschlaggebende Inspiration findet sie 2012 in einem Zeitungsartikel, in dem von Béa Johnson berichtet wird, die ihren Alltag in den USA möglichst müllfrei bestreitet. Mit Dosen, Gläsern und Stofftaschen ausgestattet, kauft diese nur da ein, wo sie Lebensmittel und Haushaltsartikel direkt aus Großpackungen in ihre eigenen Gefäße umfüllen kann. In verschiedenen Läden in Frankreich, Großbritannien und den USA kann man einen Teil seines Einkaufs also schon unverpackt bewältigen.

Damit dies auch in Kiel möglich wird, beschließt Marie ihren eigenen Laden ohne Einwegverpackungen zu gründen. Ihr Konzept ist zu diesem Zeitpunkt eine Neuheit in Deutschland. Aufgrund der Hygiene­richtlinien müssen zahlreiche Details mit den Behörden geklärt werden. Eine geeignete Immobilie muss gefunden werden, denn es müssen nicht nur die Räumlichkeiten geeignet sein, auch der Vermieter muss an den Erfolg des Konzepts glauben. Am 1. Februar 2014 eröffnet Marie ihren Laden unverpackt – lose, nachhaltig, gut, ganz in dem Bewusstsein, am Anfang eines großartigen Abenteuers zu stehen.

Der allererste Laden

Der erste Unverpackt-Laden Deutschlands ist ein bescheidenes Lokal. Auf einer Ladenfläche von 60 m² bietet Marie ihren Kunden in der Waitzstraße zunächst 250 Produkte an. Die Waage im Eingangs­bereich druckt für jeden darauf platzierten Behälter einen Sticker aus, der das Leergewicht des Behälters notiert. Einige Kunden fragen sich, ob sie wohl bei jedem Einkauf neue Sticker drucken müssen, bis sie begreifen, dass das jeweilige Gewicht immer gleichbleibt und der Laden in die Ehrlichkeit seiner Kunden vertraut. Schon bald folgen die ersten Medienberichte. Neben lokalen Zeitungen schafft es unverpackt unter anderem in den Spiegel Online, die National Geographic und sogar zu einem Fernsehauftritt bei Stern TV.

Neben der Möglichkeit, Verpackungsmüll einzusparen, ist auch das Ambiente des Ladens ein Grund vieler Kunden, bei unverpackt einzukaufen. Sie fühlen sich an die früheren Tante-Emma-Läden erinnert oder vergleichen den Einkauf mit dem Weg zum Milchbauern, wo die Milch in die eigene Milchkanne abgefüllt wurde. Wie in einem Kaufmannsladen für Erwachsene bereichert unverpackt den täglichen Einkauf. Das Abfüllen der Waren von den Spendern oder das langsame Tropfen der Öle in die mitgebrachten Flaschen bereitet sowohl Kindern als auch Erwachsenen Freude. Doch es bleibt die Frage ob sich unverpackt auch im Laufe der Jahre halten werden kann?

 Der erste Umzug, unsere MitarbeiterInnen und Workshops

Nach einem Jahr in der Waitzstraße zieht unverpackt im Winter 2015 in den Kronshagener Weg. Die Ladenfläche des ersten Ladens erweist sich zuvor als zu klein, um den Laden auf Dauer betreiben und gestalten zu können. Viele Kunden freuen sich über die Nähe zum Wochenmarkt und verbinden die beiden Einkäufe. Das Team wächst von einer kleinen Zahl zu immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heran, für die unverpackt mehr ist als ein Minijob. Sie stecken Herzblut in das Projekt und zeigen vollstes Engagement für das gemeinsame Abenteuer.

Teamausflug beim Hof Berg

Im Laufe der Zeit erweitert sich das Sortiment beständig. So wird zum Beispiel der Himbeeressig als eines vieler ungewöhnlichen Produkte entdeckt. Der Laden wird von mehr und mehr (Stamm-)Kunden besucht, die auch immer kleinere Mengen zu kaufen bereit sind. Da kommt etwa die Erinnerung an einen Kunden auf, der täglich zwei Eier kaufte. Oder die Kundin, die für ein neues Kuchenrezept nur einen Löffel Backpulver brauchte und genau diese Menge bei unverpackt kaufen konnte!

Aufgrund der steigenden Nachfrage geben Marie und ihr Ehemann Marc ab März 2015 Beratungs- und Seminarangebote für zukünftige Gründerinnen und Gründer von Unverpackt-Läden. Diese wurden seitdem von ca. 250 Personen besucht, welche einen großen Anteil der über 100 Unverpackt-Ladenbetreiber im deutschsprachigen Raum ausmachen.

Anerkennungen und der letzte (?) Umzug

ZEIT-WISSEN-Preis: Mut zur Nachhaltigkeit 2018 Preisverleihung

Unverpackt wird immer bekannter. Bestätigt wird der Erfolg mitunter durch verschiedene Preisverleihungen, so erhielt der Laden in 2016 etwa den Next Economy Award in der Kategorie Social Entrepreneur. Im selben Jahr wurde der Laden mit dem ersten Umweltpreis der Stadt Kiel geehrt. In 2018 schließlich wurde Marie Delaperrière für unverpackt zum Preisträger des ZEIT WISSEN-Preises Mut zur Nachhaltigkeit.  Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist es klar, unverpackt hat Potential!

Im Oktober 2017 zieht unverpackt schließlich zum zweiten Mal um, dieses Mal über die Kreuzung hinweg in die Adelheidstraße. Das neue Lokal bietet bessere Gestaltungsmöglichkeiten und erhöht die Qualität der Räumlichkeiten. Hier bietet unverpackt über 800 Produkte an, darunter viele aus dem Kosmetikbereich sowie Zubehör für den müllfreien Alltag. Der Laden ist mittlerweile so gut besucht, dass eine zweite Kasse unverzichtbar geworden ist. Eine geräumige Sitzecke lädt zum Verweilen und Genießen ein, denn Unverpackt bietet auch Kalt- und Heißgetränken, kleine Speisen und Naschereien an.

Wo steht unverpackt heute? 

Quelle: kn-online.de

Mittlerweile ist Unverpackt ein feststehender Begriff geworden. War das Konzept zu Beginn fast undenkbar, können wir es heute auf immer mehr Konsumbereiche erweitern. An dieser Stelle liegt es uns am Herzen zu verdeutlichen, für welche Philosophie wir einstehen und was wir uns von der Zukunft wünschen!

Unsere zwei Hauptziele sind es, Einwegverpackungen und Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Dabei kommen uns immer wieder neue Ideen und Erfindungen in den Sinn, um unnötige Verpackungen zu vermeiden. Manchmal kommen hier auch Vorschläge von den Lieferanten selbst, was uns total freut! Darüber hinaus ist es vor allem der bed

arfsgerechte Einkauf, durch den im Zuhause unserer Kunden weniger Lebensmittelabfälle anfallen. Im Laden achten wir darauf, Lebensmittel, die sich dem MHD nähern, vergünstigt zu verkaufen, zu verbrauchen oder zu spenden und so vor dem Abfall zu retten.

Unverpackt soll ein Ort sein, an dem unser alltäglicher Konsum kritisch hinterfragt wird. Unsere Vision ist es, ein Umdenken anzustoßen, sodass es zur Selbstverständlichkeit wird, verpackungsfrei und umweltbewusst einzukaufen. In unserem Sortiment findet sich darum vorwiegend regionale, saisonale und biologische Produkte. Als lokal verwurzelter Einzelhandel möchten wir die Menschen einladen, sich miteinander auszutauschen, Ideen zu spinnen und Veranstaltungen zu organisieren.

Rund um den Laden hat sich bereits ein unverpackt-Freundeskreis gebildet, durch den später der Verein Zero Waste Kiel e.V. gegründet wurde. Hier, wie bei allen unserer Vorhaben, steht die Botschaft im Vordergrund, dass ein müllfreies Leben überall möglich ist und großen Spaß macht! Neben dem regelmäßigen Stammtisch, Müllsammelaktionen und müllfreien Grillabenden in den lauen Kieler Sommernächten, setzen wir uns durch Zero Waste Kiel e.V. dafür ein, Kieler und Kielerinnen über die Vorzüge der Müllvermeidung aufzuklären und unsere Stadt in eine müllfreie Zukunft zu bringen. Der erste große Schritt ist der offizielle Beschluss der Stadt Kiel, zur Zero Waste City zu werden!

Danke

Danke!

Unverpackt hat es weit über die Grenzen Kiels hinausgeschafft. Unser Laden hat in den vergangenen fünf Jahren seinen Teil dazu beigetragen, dass die Bewegung dort steht, wo wir sie heute sehen. Trotzdem ist und bleibt der Laden in Kiel das Herzstück unseres Erfolges.

An dieser Stelle möchten wir denjenigen einen riesigen Dank aussprechen, die von Anfang an an den Erfolg des Konzepts geglaubt haben, uns ihr Vertrauen schenkten und uns unterstützten. Nur dank der fortlaufenden Unterstützung unserer Geschäftspartner und Kunden während der letzten fünf Jahre war es uns möglich, diese Geschichte zu schreiben. Dafür möchten wir uns heute von Herzen bei euch bedanken! Danke, dass ihr Teil einer besseren Zukunft seid!

Wir sagen es gerne wieder: unverpackt ist ein Abenteuer und gleichzeitiger Beweis für die Machbarkeit einer müllfreien Welt. Die heutige Ausstrahlung des Ladens, das Gefühl an der Verbreitung der Zero Waste Ideale mitgewirkt zu haben, all das macht Marie glücklich. Auf die Frage, ob sie dieses Abenteuer erneut bestreiten würde, lautet die deutliche Antwort „Ja klar!“. Was sie in den letzten Jahren gelernt hat: „Aus kleinen Samen werden Bäume, und aus Bäumen werden Wälder!“

Text: Lena Braun

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